Zürich ist eine wohlhabende Stadt in einem wohlhabenden Land. Trotzdem leben hier viele Menschen, welche sich mit fast nichts durchs Leben schlagen, in einer Parallelwelt der Armut. Viele davon sind obdachlos. Obdachlosigkeit wird definiert als Zustand, in dem Menschen über keinen festen Wohnsitz verfügen. Die Notschlafstelle Rosengartenstrasse hilft nicht nur diesen Menschen, ihr Leben zu meistern, sondern auch der ganzen Gesellschaft ihre Mitglieder an den Rändern nicht zu vergessen. Für viele Menschen ist sie ein Zu Hause auf Zeit, mit einem Bett für eine Nacht, Verpflegung und Waschgelegenheit. Das fanden wir eine sinnstiftende Aufgabenstellung, für die es sich lohnte ein schönes, nachhaltiges Projekt zu entwickeln und zu realisieren.
Die Rosengartenstrasse wurde im Jahr 1927 als Wohn- und Geschäftshaus erbaut. Seit 2002 wird das Gebäude von der Stadt Zürich als Notschlafstelle genutzt und wurde für eine weitere Nutzungsdauer von 10-15 Jahren massvoll instandgesetzt. Der massive Baukörper besitzt drei Vollgeschosse und ein ausgebautes Dachgeschoss in Form eines Mansardenwalmdaches; er ist in seiner ganzen Fläche untergekellert. Die ursprüngliche zweispännige Grundrissstruktur mit 4,5 Zimmer Wohnungen und Ladenlokal im Erdgeschoss ist grösstenteils noch vorhanden und wird so genutzt. Prinzipiell werden die vorgefunden Strukturen mit Raumeinteilung so belassen, wo nötig ergänzt oder Verklärungen zurückgebaut. Auch hier haben wir einen zurückhaltenden, respektvollen und massvollen Eingriff in die Bausubstanz vorgeschlagen.
Die geplante Teilinstandsetzung wurde einfach, zeitnah und effizient realisiert . Das vorgefundene Gebäude mit seinen zwei Einheiten pro Geschoss bot eine gute Voraussetzung, für die Zuordnung des Nutzungs- und Raumprogramms. Der Empfang wird neu im zentral zugänglichen Erdgeschoss im ehemaligen Ladenlokal untergebracht. Flächen- und Nutzungsbedingt sind hier bauliche Anpassungen erforderlich. Ein Vordach bietet den Wartenden Schutz vor Nässe und schlechtem Wetter. Es darf hier auch geraucht werden. Empfangsbüro mit Verbindung zu Wäschelager, Besucher Toilette, einer Verarztungsmögleichkeit und das Teamzimmer für die Betreuer, mit Schlafmöglichkeit für Piketteinsätze, sind um den zentralen Warteraum mit langer Sitzbank aufgefächert. Nach dem Eintrittsgespräch gelangt man über das Treppenhaus in das erdgeschossige Frauenabteil oder zu den weiterführenden drei Geschossen mit Männerbereichen, Büros, Pikett- und Lagerräumlichkeiten. Schlafräume mit Mehrbettzimmern, ein Aufenthaltsraum mit Kücheneinbau, zwei grosszügige Bäder und ein Wasch-/Trocknungsraum stehen den Besucherinnen zu Verfügung. Die Material- und Farbwelt in warmen, naturnahen Koloriten wie erdiges Terracotta, Grün, Beige und Umbraschwarz zusammen mit Tannenholz soll eine wohnliche Atmosphäre entstehen lassen. Fugenlose Bodenbeläge, wie der geschliffener Asphalt im Eingangsbereich, unifarbiger Linoleum in Zimmern, Aufenthaltsräumen, Büros und farblich abgestimmt PU-Fliessbeläge sind pflegeleicht und sowohl auf die Nutzungsbeanspruchung als auch Wirtschaftlichkeit abgestimmt. Nur der zentrale Empfangsraum erhält eine einfache Wandverkleidung aus feinen Tannenholzlattungen. Ansonsten sind alle Wände sachlich mit einem Abrieb verputz und gestrichen. Vorgefundenes Mobiliar wie Betten, Schliessschränke und Stühle können aufgefrischt und wieder verwendet werden. Die Räumlichkeiten der Notschlafstelle Rosengartenstrasse werden sowohl für Mitarbeiter als auch Besucher aufgewertet. Sie werden zu einem wohnlichen zu Hause auf Zeit mit Bett für eine Nacht, Verpflegung und Waschgelegenheit.